In der internationalen Plakatgeschichtemarkiert das innovative tschechische Filmplakat der 1960er und frühen 1970er Jahre einen Höhepunkt. Die politische Aufbruchstimmung der Jahre vor dem Prager Frühling führte in der Tschechoslowakei zur Freisetzung ungeahnter gestalterischer Energien. Dabei gereichte es einer jungen, historisch unbelasteten Generation zum Vorteil, sich aus dem grossen Repertoire stilistischer Strömungen der Kunstgeschichte spielerisch und unideologisch bedienen zu können. Die konstruktivistische und surrealistische Tradition der Zwischenkriegszeit wurde ebenso reaktiviert wie das Bildgedicht der 1920er Jahre, assoziative Kompositionen aus Bild und Text. Das Filmplakat nahm aber auch Einflüsse der zeitgenössischen Avantgardebewegungen auf. So hinterliessen Tachismus, abstrakter Expressionismus,NouveauRéalisme und diePopArt im Filmplakat dieser Jahre ihre Spuren. Die rein illustrative Umsetzung des Filminhalts war nicht Ziel der Plakatgestalterinnen und -gestalter. Es ging ihnen vielmehr um Schaffung eigenständiger Kunstwerke, um die subjektive künstlerische Interpretation des beworbenen Films. Standfotos ebenso wie Fotoporträts berühmter Stars aus derWelt des Films dienten ihnen daher nur als Bildmaterial, das respektlos verfremdet, kreativ überarbeitet und in Collagetechnik neu montiert wurde.